Habt ihr euch nicht auch schon immer gefragt, warum man eigentlich eine Schultüte zum ersten Schultag bekommt?
Von: Lea-Amélie Birlin
Seit 200 Jahren gibt es nun den Brauch der Schultüte. Ganz früher hießen sie noch Zuckertüten und waren oft mit Obst und süßen Brezeln gefüllt. Erst später entwickelten sie sich dann zu Schultüten.
Der Brauch war zuerst nur in Sachsen und Thüringen üblich, aber mit der Zeit breitete er sich in ganz Deutschland und dann auch in Österreich und Teilen der Schweiz aus.
Der erste Nachweis ist 1852 in einem Kinderbuch mit dem Titel ,,Zuckertütenbuch für Kinder, die zum ersten Mal in die Schule gehen“ von dem Autor Moritz Heger zu finden. In dem Buch wird erzählt, dass die Lehrer die Schultüten vor dem ersten Schultag von einem Schultütenbaum pflücken, der im Keller der Schule steht.
Tatsächlich gab es für diesen Zweck in vielen ostdeutschen Schulen ein Drahtgestell, an dem man die Zuckertüten aufhängen konnte. Von diesem Gestell durften sich die Kinder ihre Schultüten herunterangeln.
Eine andere Theorie ist, dass sich der Brauch aus der jüdischen Tradition heraus entwickelte, die darin bestand, Buchstabengebäck zu verschenken, um an den Psalm 119 zu erinnern.
Zuerst waren es die Lehrer, die die Schultüten verteilten. Dann waren es die Schulpaten, die die Schultüten überreichten. Heutzutage sind es oft die Eltern, die die Schultüten bestücken und überreichen.
1910 wurden die ersten Schultüten in Sachsen maschinell gefertigt, heutzutage ist die größte Fabrik im fränkischen Bamberg.
Nicht in allen Kulturen ist es üblich, etwas zur Einschulung geschenkt zu bekommen. Es gibt unterschiedliche Dinge, die zur Einschulung verschenkt werden.
In Nigeria ist der erste Schultag ein Tag wie jeder andere.
Anders in Russland: Dort wird am 1. September der Tag des Wissens gefeiert. Zum ersten Schultag bringen die Schüler ihren Lehrern einen Blumenstrauß mit und bekommen dafür einen Luftballon. Außerdem werden den Mädchen bunte Bänder in die Haare geflochten.
Auch in Japan ist der erste Schultag ein wichtiger Tag. Jeder Schüler bekommt einen steifen Rucksack, den sogenannten Randoseru. Das ist eine wichtige Tradition zum ersten Schultag, denn diese Rucksäcke sind ziemlich teuer. Sie werden so gekauft, damit sie für die gesamte Schulzeit reichen, und sie helfen den Kindern, den Wert ihres Besitzes wertzuschätzen. Zum Mittagessen gibt es oft Reis mit Seetang und Wachteleiern. Dieses besondere Essen soll den Schülern im nächsten Jahr Glück in der Schule bringen. Dort wird auch am Anfang ein spezieller Joghurt verzehrt, der im Laufe der Schulzeit Glück bringen soll.
In unserem Nachbarland Großbritannien ist es üblich, dass die Lehrer und die Klassen die Einschulung lediglich mit einer Zeremonie in der Schule feiern. Einzigartig ist jedoch, dass der Klassenlehrer vorher die Familie zu Hause besucht.